- Überwiegend hitze- und verdauungsresistent
- Gekochte Nahrungsmittel können Symptome auslösen
- Neben lokalen Symptomen häufig auch schwere systemische Reaktionen möglich
- In Pflanzensamen als Energie- und Nährstoffspeicher (Samen bleiben jahrelang keimfähig und überleben ungünstige Umweltbedingungen)
- Mögliche Kreuzreaktivität zwischen botanisch nicht verwandten Erdnüssen, Baumnüssen, Kernen und Samen
- Zum Beispiel in Nüssen, Hülsenfrüchte (Erdnuss rAra h2), Samen, Kernen
- Risikomarker!
Menü
-
Fachbereiche
-
Für Praxen
-
Für Patienten
-
Hygiene
-
Ihr Labor


Allergiediagnostik
- Startseite
- Fachbereiche
- Allergiediagnostik
Konventionell hergestellte Allergenextrakte
Konventionell hergestellte Allergenextrakte bestehen aus einer Mischung verschiedener Bestandteile der natürlichen Allergenquelle. Diese enthalten neben den relevanten Allergenbestandteilen auch kreuzreaktive oder nicht-allergene Komponenten.
Da die Allergenquelle natürlichen Ursprungs ist, können die Allergenbestandteile der Extrakte zum Beispiel je nach Umwelteinfluß und Prozessierung in den Anteilen variieren, teilweise sogar fehlen.
Birke - Betula verrucosa
konventionelle Herstellung: Extraktherstellung
- Mischung aus verschiedenen Bestandteilen der natürlichen Allergenquelle (hier rot, gelb und grün dargestellt )
- z. B. durch Gefriertrocknung
- enthalten CCDs (kreuzreagierende Kohlenhydrat-Determinante; cross-reactive carbohydrate determinant; hier blau dargestellt), sowie weitere, ggf. nicht-allergene Bestandteile

Rekombinante Allergene
Inzwischen besteht die Möglichkeit, durch biotechnologische Herstellung rekombinante Allergene mit gleichen genetischen und biologischen Eigenschaften in gleichbleibender Qualität herzustellen.
Biotechnologische Herstellung: Herstellung rekombinanter Allergenkomponenten
- Isolierung der mRNA der spezifischen, krankheitsauslösenden Allergenkomponente (hier rot, gelb und grün dargestellt)
- Herstellung z. B. über Escherichia coli in Bioreaktoren oder Aufreinigung aus nativer Quelle
Beinhalten keine kreuzreaktiven CCDs (hier blau dargestellt)

Differenzierte Diagnostik bei gleichbleibend hoher Qualität
Dies erlaubt eine differenzierte Diagnostik bei gleichbleibend hoher Qualität:
- Zur Unterscheidung bei einer unklaren Kreuzreaktivität (z. B. verschiedene Insektengifte) von einer echten Mehrfachsensibilisierung bzw. Unterscheidung bei polysensibilisierten Patienten.
- Zur gezielten Auswahl der Patienten und Präparatauswahl vor einer SIT (spezifische Immuntherapie), um einen optimalen Therapieerfolg erzielen zu können, wenn z. B. bei Sensibilisierung auf Panallergene wie Profiline und Polcalcine zahlreiche Pollenextrakte und Nahrungsextrakte im Haut- und Labortest positiv reagieren und der falsche Eindruck einer multiplen Allergie entstehen kann.
- Zur besseren Einschätzung des Risikos für schwere Reaktionen (z. B. Erdnuss-Allergie), wodurch eine Reduzierung der Ängste bei Patienten und das Verschreiben geeigneter Notfallmedikamente möglich ist sowie die Notwendigkeit von Provokationstestungen minimiert werden kann.
- Bei unterrepräsentierten bzw. fehlenden Einzelallergenen im Extrakt.
- Bei speziellen Fragestellungen (z. B. Differenzialdiagnose allergisches Asthma bronchiale und allergischer bronchopulmonaler Aspergillose [ABPA]).
- Bei Identifizierung neuer Entitäten (z. B. Weizen-abhängige anstrengungsinduzierte Anaphylaxie [WDEIA: wheat dependent exercise induced anaphylaxis]).
Häufige Proteinfamilien in der molekularen Allergiediagnostik
- Überwiegend hitze- und verdauungsresistent
- Gekochte Nahrungsmittel können Symptome auslösen
- Neben lokalen Symptomen häufig auch schwere systemische Reaktionen möglich
- Keine Assoziation zu Birkenpolenallergie
- Stressproteine, an Aufbau und Stabilisierung Zellmembran/Kutikula beteiligt, meist in Schale von Obst und Gemüse lokalisiert
- Sensibilisierungsrate ausgeprägter in Südeuropa
- Zum Beispiel in Obst (Pfirsich: rPru p 3)
- Risikomarker!
- Stabil gegenüber Hitze und Verdauung, somit sind auch Reaktionen auf gekochte Lebensmittel möglich
- Neben lokalen Symptomen häufig auch schwere systemische Reaktionen möglich
- z. B. Krustentiere (Garnele/Shrimps: rPen a 1)
- Allergenkomponente in Tieren mit Fell
- z. B. Katze (rFel d 4), bei Katzenallergikern mit Sensibilisierung auf rFel d 4 kann es zu Kreuzreaktivität auf die Allergene von z. B. Hunden (Can f 6) und Pferden (Equ c 1) kommen
- Allergene in Fischen und Amphibien
- Stabil gegenüber Hitze und Verdauung, somit sind auch Reaktionen auf gekochte Lebensmittel möglich
- Neben lokalen Symptomen häufig auch schwere systemische Reaktionen möglich
- z. B. Fisch (Kabeljau: rGad c 1)
- Allergenkomponenten in Tieren
- Empfindlich gegenüber Hitze und Verdauung
- Klinische Nahrungsmittelallergie selten
- z. B. Katze-Schweinefleisch Syndrom (Katze rFel d 2): hier kann es bei Katzenallergikern, die gegen das Serumalbumin rFel d 2 sensibilisiert sind, nach dem Genuss von Schweinefleisch, in dem dieses Serumalbumin auch vorkommt, zu Beschwerden wie Bauchschmerzen, aber auch Urtikaria, Angioödeme und Anaphylaxie kommen
- Überwiegend hitzeunbeständig und empfindlich gegenüber Verdauung
- gekochte Lebensmittel werden oft vertragen
- Allergenkomponenten in Pollen, Obst, Gemüse
- Häufig lokale Symptome wie das OAS (orales Allergiesyndrom)
- Hohe Sensibilisierungsrate in Nordeuropa
- Vermutlich Pflanzenstress- oder Speicherprotein, physiologische Bedeutung zum Teil unklar
- Viele Strukturverwandte innerhalb identischer (Isoformen) und zwischen verschiedenen Spezies (Homologe)
- z. B. Birkenpollen (rBet v 1): Hauptallergenkomponente in Birkenpollen, führt zu birkenpollenassoziierter Nahrungsmittelallergie
- Allergene in Pollen (Baum-, Gräser-, Kräuterpollen), nicht in Nahrungsmitteln
- Panallergene, hoher Grad an Kreuzreaktivität zwischen den Spezies dieser Familie
- Patienten fallen im Pricktest mit zahlreichen Sensibilisierungen auf, auch viele positive Extraktteste, es kann zu zusätzlichen Nahrungsmittelreaktionen abgesehen von rBet v 1 –Homologen kommen
- z. B. Birkenpollen (rBet v 4)
- Panallergen in Pollen und pflanzlichen Nahrungsmitteln
- Meistens empfindlich gegenüber Hitze und Verdauung, gekochte Lebensmittel werden oft vertragen
- Panallergen mit ausgeprägter Kreuzreaktivität auch zwischen entfernten Pflanzenarten
- Verantwortlich für breites Sensibilisierungsspektrum
- Primäre Sensibilisierung meist durch Gräserpollen
- Selten klinische Symptome, in Einzelfällen aber lokale und auch systemische Reaktionen möglich
- z. B. Lieschgras (rPhl p 12)
- Kohlenhydratkomponente („Zuckerseitenkette“) in vielen Allergenen (Pflanzen, wirbellose Tiere)
- Hitze- und proteaseresistent
- Speziesübergreifender Marker für eine Sensibilisierung gegen CCD
- Im Allgemeinen keine klinischen Symptome
- Kann zu positiven In-vitro-Testen bei Allergenen, die CCDs enthalten, führen
- z. B. Analysecode O214: CCD Kohlenhydrat-Determinante MUXF3
Wie kann molekulare Allergiediagnostik weiterhelfen?
Beispiel: Insektengiftallergie
Nach dem Stich durch ein unbekanntes Insekt wird sowohl der Allergenextrakt Bienengift (Analysecode I01) als auch das Wespengift (Analysecode I03) positiv getestet.
Um zwischen einer Kreuzreaktion und einer echten Doppelsensibilisierung differenzieren zu können, können nun die rekombinant hergestellten Einzelkomponenten ohne kreuzreaktive Zuckerseitenketten (CCDs) nachgetestet werden, die häufig Ursache gleichzeitig positiver In-vitro-Teste für Biene und Wespe sind.

Bienengift-spezifische Allergene:
rApi m 1 (Phospholipase A2; Analysecode I208)
rApi m 3 (Hyaluronidase; Analysecode I215)
rApi m 10 (Icarapin; Analysecode I217)
Wespengift-spezifische Allergene:
rVes v 1 (Phospholipase A1, Analysecode I211)
rVes v 5 (Antigen 5, Analysecode I209, Kreuzreaktivität zwischen verschiedenen Wespen, Hornissen und Feldwespen möglich)

Beispiel: Erdnussallergie
Kommt es zu einer (tödlichen) nahrungsmittelinduzierten Anaphylaxie ist die häufigste Ursache eine Erdnussallergie.
Die verschiedenen allergenen Komponenten der Erdnuss zählen zu verschiedenen Proteinfamilien mit unterschiedlich ausgeprägter Stabilität gegenüber Hitze und Verdauung.
Labile beziehungsweise durch Hitze inaktivierbare Allergene, wie in gekochten oder gebackenen Nahrungsmitteln, werden häufig besser toleriert (z. B. PR-10; Pathogenesis-related protein family 10) und sind eher mit lokalen, oralen Symptomen assoziiert.
Im Gegensatz dazu werden bei hitzestabilen Allergenen (z. B. Speicherproteine) häufiger schwerwiegende, systemische Reaktionen beobachtet.

Eine differenzierte Diagnostik erlaubt daher eine Risikoabschätzung für schwere, anaphylaktische Reaktionen und gibt einen Hinweis auf eine primäre Sensibilisierung oder darauf, ob Kreuzreaktivitäten vorliegen.
Somit können Provokationstestungen vermieden und die Empfehlung der Allergenvermeidung verbessert werden.
Proteine
Gesamtextrakt: Erdnuss (Analysecode F13)
Ara h 8 (Analysecode F352): Pr-10-Protein
Dieses Protein ist empfindlich gegen Hitze und Verdauung, es kommt vorwiegend zu lokalen Reaktionen. Es ist assoziiert mit einer Birkenpollen-Allergie.
Ara h 9 (Analysecode F427): Lipdid-Transfer-Protein - Risikomarker!
Durch die Stabilität gegenüber Hitze und Verdauung kann es zu lokalen und systemischen Reaktionen kommen.
Es ist assoziiert mit einer Steinobst-Allergien
Ara h 1 (Analysecode F422), h 2 (Analysecode F423), h 3 (Analysecode F424), h 6 (Analysecode F447): Speicherproteine - Risikomarker!
Speicherproteine sind resistent gegenüber Hitze und Verdauung.
Sie sind assoziiert mit systemischen Reaktionen.
Weiterführende Informationen
Kinder | Jugendliche und Erwachsene |
Kuhmilch | Pollenassoziierte Nahrungsmittelallergenquellen (z. B. bei Birkenpollenallergie: Stein- und Kernobst, Karotte, Sellerie, Nüsse, Soja) |
Hühnerei | Nüsse und Ölsaaten |
Erdnuss | Erdnuss |
Weizen | Fische und Krustentiere |
Nüsse | Selten: Kuhmilch |
Selten: Soja | Selten: Hühnerei |
Selten: Fisch | Selten: Latexassoziierte Nahrungsmittelallergenquellen (z. B. Banane, Avokado, Kiwi, Feige) |
Selten: Säugetierfleisch |
Update Leitlinie zum Management IgE-vermittelter Nahrungsmittelallergien
Gesetzlich Versicherte (EBM)
Ziffer | Bezeichnung | Kosten |
32 426 | Quantitative Bestimmung von Gesamt-IgE | 4,60 € |
32 427 | Untersuchung auf allergenspezifische Immunglobuline in Einzelansätzen (Allergene oder Allergengemische) | je Ansatz 7,10 € |
Der Höchstwert für die Untersuchung der Gebührenordnungspositionen 32426 und 32427 beträgt im Behandlungsfall 65,00 €.
Der Höchstwert für die Untersuchung der Gebührenordnungspositionen 32426 und 32427 beträgt in begründeten Einzelfällen bei Säuglingen, Kleinkindern und Kindern bis zum vollendeten 6. Lebensjahr im Behandlungsfall 111,00 €.
Was bedeutet dies praktisch?
Pro Patient und Behandlungsfall können maximal entweder
- 8 Allergenteste plus Immunglobulin E (Gesamt-IgE) oder
- 9 Allergenteste abgerechnet werden.
Bei Kindern bis zum vollendeten 6. Lebensjahr (vor dem 6. Geburtstag) können in begründeten Ausnahmefällen unter Angabe der Ausnahmeziffer 32009 maximal entweder 14 Allergenteste plus Gesamt-IgE oder 15 Allergenteste abgerechnet werden.
Privat Versicherte (GOÄ)
Ziffer |
Bezeichnung | Punkte | x 1,0 | x 1,15 |
3572 |
Immunglobulin E (Gesamt-IgE) | 250 | 14,57 € | 16,76 € |
3890 |
Allergenspezifisches Immunglobulin; bis zu vier Mischallergene, je Mischallergen (spezifisches IgE oder IgG) | 250 | 14,57 € | 16,76 € |
3891 |
Allergenspezifisches Immunglobulin; bis zu zehn Einzelallergene, je Einzelallergen (spezifisches IgE oder IgG) | 250 | 14,57 € | 16,76 € |
Was bedeutet dies praktisch?
Pro Patientenprobe können maximal
- vier Mischallergene (3890) und maximal 10 Einzelallergene (3891) und Immunglobulin E (3572) abgerechnet werden.
- Hofmann, S.C.: Journal of Allergy and Clinical Immunology 2011; 127:265-7
- Ansotegui, I. J. et al.; A WAO - ARIA - GA 2 LEN consensus document on molecular-based allergy diagnosis: Update 2020, World Allergy Organization Journal, 2020, 13:100091
- Trautmann, A., Kleine-Tebbe, J.: Allergologie in Klinik und Praxis, 2. Auflage 2013, Thieme Verlag
- AWMF S2k Leitlinie 061-031, Update Leitlinie zum Management IgE-vermittelter Nahrungsmittelallergien, 2021
- DGAKI, Allergologie, Jahrgang 44, Nummer 6, Juni 2021
- Darsow, U., Biedermann, T.; Was für die Praxis wichtig zu wissen ist, Perspektiven der Pneumologie und Allergologie, 2/2016, Deutsches Ärzteblatt